Grundgedanke
Unsere Arbeit richtet sich eng nach dem Bindungstheoretischen Ansatz von John Bowlby. Die Bindungstheorie beschreibt in der Psychologie die Neigung des Menschen, eine enge und von intensiven Gefühlen geprägte Beziehung zu Mitmenschen aufzubauen. Ihr Gegenstand ist der Aufbau und die Veränderung enger Beziehungen im Laufe des Lebens. Sie konzentriert sich dabei vor allem auf die frühe Mutter-Kind-Beziehung und Entwicklungsstörungen, die bei Verlassens Ängsten auftreten können. Sie verbindet ethologisches, entwicklungspsychologisches, psychoanalytisches und systemisches Denken. Der Übergang von Elternhaus in die Krabbelstube stellt eine emotionale Herausforderung dar. Die Kinder lösen sich von der Mutter bzw. einer anderen primären Bezugsperson und fügen sich in eine vorerst noch fremde Umgebung ein, zusätzlich erkennen sie eine weitere Bezugsperson (hier die Erzieherin) an. Aus diesen Gründen ist die Anfangsphase der neuen Betreuungssituation als ernstzunehmendes Lebensereignis zu sehen, das von allen Beteiligten mit entsprechendem Respekt und den notwendigen Hilfestellungen zu behandeln ist. Vor dem Hintergrund solcher Überlegungen ist das Ziel einer gelungenen Eingewöhnung die Akzeptanz der Erzieherin als neue Bezugsperson, als Ansprechpartnerin und als Trostspenderin. Denn erst durch eine zuverlässige Bindung zur Erzieherin ist es dem Kind möglich, die Welt und vor allem die neue Umgebung „Krabbelstube“ zu erforschen und Erfahrungen zu sammeln. Diese frühen Bindungsbeziehungen sind für das Bindungsverhalten des weiteren Lebens bedeutend. Forschungen unterstreichen, dass die unterschiedlichen Bindungstypen weit reichende Auswirkungen auf das Sozialverhalten und die Entwicklung des Kindes im gesamten Lebensverlauf haben. Das Gefühl der Sicherheit, das aus einer sicheren Bindung resultiert, unterstützt alle Aspekte einer positiven Entwicklung eines Kindes; zudem wachsen diese Kinder ausgeglichener und sozial kompetenter auf. Es gibt des Weiteren einige positive Charaktereigenschaften, die durch eine solche sichere Bindung gefördert werden. So sind diese Kinder zum Beispiel kontaktfreudiger und haben häufig mehr, qualitativ höherwertige und engere Freundschaften als unsicher gebundene Kinder.
Eingewöhnungsphase
Um dem Kind eine gute Integration in den Krabbelstubenalltag zu ermöglichen, bedarf es einer optimalen Eingewöhnung. Zu Beginn kommt das Kind mit Mutter, Vater oder einer anderen Bezugsperson zwischen 09.30 und 11:30 Uhr in die Krabbelstube während der Freispielphase. So kann das Kind sich leichter in der bestehenden Gruppe orientieren ohne durch störende Einflüsse abgelenkt zu werden. Die anwesende Bezugsperson wird gebeten sich zurück zu halten, schenkt aber Beachtung und Trost, wenn das Kind dies braucht. Sie hat die Funktion eines sicheren Hafens. So kann das Kind in einem für sich sicheren und abschätzbaren Rahmen erste Kontakte zu anderen Kindern oder den Betreuerinnen knüpfen. Nach einer Stunde gehen Kind und Bezugsperson nach Hause, die Zeit in der Orientierungsphase soll absolut positiv besetzt sein. Nach ein paar Tagen lässt die Bezugsperson das Kleinkind zum ersten Mal für eine kurze Zeitspanne allein. In dieser Zeit widmet sich eine Betreuerin mit besonderer Aufmerksamkeit dem neuen Kind. Es kann auch sein, dass es sich selbst schon eine bestimmte Erzieherin oder ein anderes Kind als neue Bezugsperson ausgesucht hat. Diese kurze Zeitspanne soll das Kind möglichst positiv erleben. Wenn es abgeholt wird, bitten wir darum zügig zu gehen, damit für das Kind klar wird, dass es nach einer Zeit allein in der Krabbelstube nun nach Hause geht. Die Zeitspanne in der sich das Kind allein ohne Bezugsperson in der Krabbelstube aufhält, wird Stück für Stück verlängert, bis es bald das erste mal zum Essen bleiben kann. Kind, Eltern und Erzieherinnen finden durch den behutsamen Aufbau der Eingewöhnung die Möglichkeit, sich näher kennen zu lernen und eine vertrauensvolle Basis zu schaffen. Die Eltern und das Kind brauchen die Sicherheit, akzeptiert und respektiert zu werden, so wie sie sind. Es ist uns ein besonderes Anliegen, ein offenes und verstehendes Ohr für die Ängste, Sorgen und Nöte der Eltern zu haben. Es geht uns nicht um Bewertung, sondern um die Wahrnehmung dessen, was ist. Hier entsteht ein wichtiges Fundament für die weitere Krabbelstubenzeit, denn nur in einer Umgebung, in der sich Eltern und Kind sicher und verstanden fühlen, kann eine wertvolle, gewinnbringende Betreuung entstehen. In dem Alter, in dem unsere Kinder sind, geht es zunächst hauptsächlich darum, sich an etwas zu gewöhnen. Der Verstand dient noch nicht als Orientierungshilfe, um den Tag in Zeitabschnitte einzuteilen und zu planen. Sie nehmen ihre Welt, so wie sie ist, und leben spontan im "Hier und Jetzt". Sie orientieren sich an immer wiederkehrenden Tagesereignissen und erkennen sie als Signale zum Übergang in eine andere Tagesphase. Das Kind hat auch zu Hause seinen gewohnten Ablauf und erkennt daran: "Jetzt geht es in die Krabbelstube". Das Kind wächst in diese Gewohnheiten hinein, entwickelt Vertrauen und findet Sicherheit in ihren Abläufen und wird dann zunehmend fähig, Abweichungen von der Regel hinzunehmen und damit umzugehen.
Elternarbeit
Elternkontakte und der Austausch mit den Eltern sind von grundlegender Bedeutung, um nicht gegeneinander, sondern miteinander handeln zu können. Ein Ziel der Elternarbeit in unserer Einrichtung, liegt in der Erziehungspartnerschaft, die durch Kooperation zwischen den Eltern und dem Krabbelstubenteam erreicht werden soll. Dazu ist es notwendig, dass Familie und Einrichtung sich für einander öffnen und ihre Erziehungsvorstellungen transparent darstellen und im Wohle des Kindes miteinander kooperieren. Die Bedeutung der verschiedenen Lebenswelten des Kindes wird erkannt und die Verantwortung für die Förderung der kindlichen Entwicklung geteilt. Wir haben ein freundschaftliches auf Vertrauen aufgebautes Verhältnis zu den Eltern und sehen dies als wesentlichen Bestandteil unserer Arbeit an. Unsere Elternarbeit stellt sich in verschiedenster Form dar: Im Erstgespräch werden die Eltern über unsere pädagogischen Richtlinien und den Krabbelstubenalltag, Regeln, Pflichten und über Finanzielles informiert. Das Erstgespräch dient aber auch dazu, Informationen über das Kind, sein soziales Umfeld und seine bisherige Entwicklungsgeschichte zu erhalten. Gezielte Einzelgespräche können z.B. die Entwicklung des Kindes betreffen oder geführt werden, wenn es um eine besondere Situation geht, das Kind, die Familie oder die Einrichtung betreffend. Diese finden nach Voranmeldung, an jedem 1. Mittwoch im Monat statt. Auf Grund unserer neuen Öffnungszeiten und der Schlafsituation finden Tür und Angelgespräche, hauptsächlich morgens statt. Auf den Elternabenden werden spezifische Themen besprochen. Damit sich die Eltern untereinander und die Betreuerinnen in entspannter Atmosphäre begegnen können, veranstalten wir auch Feste oder laden an einem Nachmittag zu Kaffee und Kuchen ein.
Soziales Lernen in und durch die Gruppe
Kinder brauchen (wollen) Kinder, sie suchen den Kontakt zu ihnen und profitieren voneinander. Die Krabbelstube ermöglicht ihnen, miteinander aktiv zu werden und sich mit Gleichaltrigen zu erproben. Kinder lernen in, mit und durch die Gruppe. Selbstbestimmung und Selbstständigkeit werden durch die Auseinandersetzung mit den anderen gestärkt. Jedes Kind lernt von seinen eigenen Bedürfnissen ausgehend, sich für und auf konkrete Spielsituationen und Spielpartner einzulassen und sich aktiv an der Gestaltung zu beteiligen. Wir versuchen einen Rahmen zu bieten, in dem soziales Lernen möglich ist. Die Basis ist, dass jeder sein individuelles Potenzial in die Gruppe mit einbringt, sich wohl fühlt und akzeptiert wird. Das Kind erfährt sich selbst in unterschiedlichen Situationen durch seine Umwelt. In wechselseitigen Beobachtungen werden kindliche Bedürfnisse und Fähigkeiten sowie Stärken und Schwächen deutlich. Unsere Krabbelstube versucht Impulse zu schaffen, die es den Kindern ermöglichen sich ihrem Entwicklungsniveau entsprechend an gemeinsamen Inhalten und Vorhaben zu beteiligen.
Multikulturelle Erziehung
Viele Kinder, die unsere Krabbelstube besuchen haben einen multikulturelle Hintergrund und werden mehrsprachig erzogen. Wir sehen diese Tatsache als große Bereicherung für unsere Arbeit an. Es ist gewünscht, dass die Kinder CD's mit Liedern oder Bücher in der Sprache, die zu Hause gesprochen wird, mit in unsere Einrichtung bringen. Die Betreuerinnen greifen dies, soweit es Ihnen sprachlich möglich ist, auf. Es ist für die Kinder ein schönes Erlebnis, etwas Besonderes vom eigenen Lebenshintergrund einbringen zu können und sich dadurch angenommen zu fühlen so wie sie sind. Für uns ist Offenheit und Neugierde am „Anderen“ ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit, denn daraus erwächst gegenseitige Toleranz. Religion nimmt in unserer Einrichtung keine vorrangige Stellung ein und unser Anliegen ist es allgemeine Werte zu vermitteln.
Erkundung der Umwelt
Durch gemeinsame Spiele und Ausflüge soll den Kindern ihre Umwelt durchschaubar und vertraut gemacht werden. Sie lernen dadurch, ihre Umwelt besser einzuordnen, zu differenzieren und zu bewerten. Vieles was sie entdecken, ist für sie neu und interessant. Unser Garten mit Klettermöglichkeiten, Sandkasten, sowie die nahe gelegenen Grünanlagen, bieten vielfältige Möglichkeiten mit allen Sinnen die verschiedenen Elemente kennen zu lernen, als auch Spiel und Bewegungserfahrungen zu machen, welches eine zentrale Stelle im kindlichen Handeln einnimmt. Durch die Jahreszeiten und die typischen Veränderungen stehen die Kinder immer wieder vor neuen Herausforderungen. Die richtige Kleidung macht es möglich, nicht nur bei gutem Wetter das „Draußen“ zu erkunden. Natürlich gehört zur Umwelterkundung nicht nur die Natur, sondern auch das Entdecken der nahen Umgebung. Je nach Mobilität der Kindergruppe, können Ausflüge in die Stadt oder zum nächsten Supermarkt unternommen werden. Wir haben einen großen Boller-/Planwagen, in dem alle zwölf Kinder Platz haben. In regelmäßigen Abständen besuchen wir mit den Kindern unseren Schrebergarten im Schönhof. Dort haben wir ein mit allen Annehmlichkeiten eingerichtetes Häuschen mit Schlaf und Koch und Essmöglichkeit. Es handelt sich um ein schönes Grundstück mit einem kleinen Teich. Hier haben die Kinder nochmal andere Möglichkeiten als im Krabbelstubengarten zum Natur erkunden. Blumen pflanzen und pflegen, Frösche und Insekten beobachten, mit Wasser und Matsch zu spielen usw.
Förderung der Kreativität und Bewegungsangebote
Der Mensch ist was man ihm gibt. Ohne sinnliche Anregung verkümmert ein Kind. Um seine Welt erfahren zu können, muss es sie riechen, hören, sehen, fühlen und anfassen. Kinder lernen mit ihren Sinnen; ein körpernahes und lustvolles Erleben. Deshalb ermöglichen wir den Kindern das genüssliche Essen und Trinken, den entspannten Umgang mit der Zeit, das Träumen und Toben. Sie brauchen eine Umgebung, die ihre Sinne anregt, die ihnen Lebenslust und Genuss ermöglicht. Glückliche Sinneserfahrungen stärken das Bewusstsein und die Lebenskraft, sie vertiefen die Beziehung zum eigenen Körper. Die Kinder sollen die Möglichkeit, haben ihren eigenen inneren Bedürfnissen, Fantasien, Gedanken oder Gefühlen eine Form zu geben und nach außen zu bringen. Die Aktivität des Kindes steht im Vordergrund, wenn geknetet, gemalt, gesungen, getanzt und musiziert wird, das Tun und nicht das Produkt steht im Vordergrund. Der Ausdrucksgehalt ist wesentlicher als dessen Dauerhaftig - und Gefälligkeit. Einmal in der Woche machen wir mit den Kinder Yoga.